Schweizer E-Commerce Report 2022: So ticken Schweizer Onlineshopper

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Nicht erst seit der Schließung der großen Kaufhäuser an der Zürcher Bahnhofsstraße ist klar: Der Onlinehandel in der Schweiz legt weiter zu. Dies zeigt auch der E-Commerce-Report 2022 eindrucksvoll.

Wachsende Kraft auf dem Markt: Onlinehandel sorgt für Gewinne

Der Onlinehandel ist in der Schweiz ein wachsender Trend, was nicht erst erkennbar wurde, als die großen Kaufhäuser in der Zürcher Bahnhofsstraße schließen mussten. Die Konkurrenz durch den Internethandel war zu groß für diese und viele weitere Ladengeschäfte.

So zeigt auch der Schweizer E-Commerce Report 2022, dass von einem Abschwung des Onlinehandels als treibende Wirtschaftskraft noch lange nicht ausgegangen werden kann. Ganz im Gegenteil: Die Zahl der Onlineshopper wächst weiter und der Internethandel hat sein volles Potenzial noch längst nicht erreicht.

Die Schweizer kaufen am liebsten Elektronik online ein

Die Datenauswertungen, die im Schweizer E-Commerce-Report nachzulesen sind, haben ergeben: Die Schweizer kaufen vor allem Elektronik liebend gern online ein. Von den rund 8,7 Mio. Einwohnern in der Schweiz kaufen etwa 7,6 Mio. online ihre Produkte, wobei in dieser Zahl auch Jugendliche unter 18 Jahren inbegriffen sind.

Bei den Elektronikprodukten sind es vor allem die Smartphones und Tablets, die einen großen Teil der Einkäufe ausmachen. Dem E-Commerce-Report zufolge sind es sogar rund 61 Prozent der Schweizer Einkäufer, die für alles rund um das Smartphone Internetangebote nutzen.

Interessant ist überdies ein Blick auf die Handelspartner der Schweiz. Mit einem Marktanteil von 40 Prozent liegt Deutschland als größter Handelspartner weit vorn. Danach folgt China mit 26 Prozent. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass der Brexit als besondere Herausforderung im Bereich des Internethandels zu sehen ist und die Schweizer weniger bei Onlineversendern mit Sitz in Großbritannien shoppen.

Umsatz pro Nutzer steigt weiter an

Der durchschnittliche Umsatz pro E-Commerce-Käufer stieg bereits seit 2012 immer weiter an. Doch ein wirklich kontinuierlicher Anstieg in nennenswerter Höhe ist seit 2017 zu beobachten. In 2025 wird der Umsatz pro Nutzer voraussichtlich bei 3.753 Euro liegen.

Der „Switzerland 2022 E-Commerce-Report“ zeigt auch hier, wie sich das Wachstum entwickeln wird. Dies ist ein wichtiger Hinweis für alle Betreiber von Onlineshops, die sich verstärkt auf die nachgefragten Produkte, aber auch auf Nischenprodukte konzentrieren sollten.

Einen besonderen Anstieg kann die Fashion-Branche verzeichnen. Bis 2025 sollen die Umsätze aus dem E-Commerce bis auf sieben Milliarden Euro steigen und sich damit fast verdoppeln. Großer Gewinner dieses Anstiegs ist zudem die Logistikbranche, die mit den Zustellungen und Retouren der Bestellungen beschäftigt ist. Mehr und mehr neue Lösungen wie beispielsweise die Lieferung am nächsten oder sogar noch am gleichen Tag machen eine leistungsfähige Logistik mit speziellen Liefersystemen nötig.

Die Datenauswertungen, die im Schweizer E-Commerce-Report nachzulesen sind, haben ergeben: Die Schweizer kaufen vor allem Elektronik liebend gern online ein. ( Foto: Adobe Stock-Maksym Yemelyanov )

Die Datenauswertungen, die im Schweizer E-Commerce-Report nachzulesen sind, haben ergeben: Die Schweizer kaufen vor allem Elektronik liebend gern online ein. ( Foto: Adobe Stock-Maksym Yemelyanov )


Der Zoll fällt weg

Ab 2024 sollen in der Schweiz auf viele Produkte keine Zölle mehr erhoben werden. Das macht den Internethandel noch einmal um einiges leichter. Die Abschaffung der Zölle wurde durch den Schweizer Bundesrat beschlossen und bezieht sich auf die meisten Industrieprodukte.

Nur noch einige Agrarprodukte sollen von dem Zollverzicht ausgenommen sein. Der Beschluss zum Wegfall der Zölle liegt übrigens schon länger vor und wurde bereits im Herbst 2021 beschlossen.

Daran beteiligt waren die beiden Kammern des Schweizer Parlaments und damit sowohl Stände- als auch Nationalrat.

Zahlreiche Vorteile sind mit dem Zollverzicht verbunden:

  • leichtere Importe
  • keine Notwendigkeit mehr für spezielle Zollverfahren (aktive Veredelung oder vorübergehende Einfuhr)
  • Präferenznachweise werden nicht mehr benötigt
  • Reduzierung der Zolltarifnummern
  • Unternehmen haben leichteren Zugang zu Vorleistungen
  • geringerer Verwaltungsaufwand

Durch den Wegfall der Zölle soll das Wirtschaftswachstum angekurbelt werden, da die Preise seitens der Hersteller und Importeure sowie Händler niedriger zu kalkulieren sind. Das soll wiederum die Kaufkraft stärken.

Die wachsende Bedeutung des Onlinehandels war jedoch schon vor dem Verzicht auf eine Erhebung von Zöllen zu erkennen. Welche Chancen für Ein- und Verkäufer in der Schweiz nun bestehen, erfahren Sie jetzt im Asendia „Switzerland 2022 E-Commerce Country Report“.

Darum kaufen die Schweizer online ein

Bei Umfragen geben rund 27 Prozent der Schweizer an, dass sie vor allem aus Bequemlichkeit online einkaufen. Erst in die Stadt fahren, um die benötigten Produkte zu bekommen? Warum, wenn es doch online so viel einfacher geht! Doch auch die günstigeren Preise spielen für die Schweizer eine Rolle.

Noch wichtiger als ein niedrigerer Preis im Vergleich zum Angebot im Ladengeschäft ist den Schweizern aber ein breites Sortiment im Internet. Auch die Zeitersparnis durch den Wegfall der Anfahrt ist für die Schweizer Einkäufer und Einkäuferinnen maßgeblich. Nicht zu vergessen sind die flexiblen Einkaufszeiten, denn wer online kauft, kann sogar nachts oder an den Feiertagen seinen Warenkorb füllen und die Bestellung auslösen.

Spannend: Mehr als die Hälfte der Schweizer geben bei Befragungen an, dass sie nicht zwingend „ländertreu“ einkaufen. Das heißt, dass sie bei niedrigeren Preisen von Onlineanbietern aus dem Ausland lieber dort einkaufen. Gern wird dabei der Gratisversand als Kaufanreiz genutzt, denn dieser gilt bei vielen Onlineshops über die Landesgrenzen hinweg.

Bei Umfragen geben rund 27 Prozent der Schweizer an, dass sie vor allem aus Bequemlichkeit online einkaufen. ( Foto: Adobe Stock- Angelov )

Bei Umfragen geben rund 27 Prozent der Schweizer an, dass sie vor allem aus Bequemlichkeit online einkaufen. ( Foto: Adobe Stock- Angelov )


Schweizer Onlineshopper unter die Lupe genommen

Die Marktforscher gehen davon aus, dass sich die Durchdringungsrate vor allem in den Sektoren Elektronik, Fashion und Spielwaren weiter erhöhen wird. Bis 2025 soll eine Verdoppelung zur Rate in 2017 erreicht werden. Dabei tragen unterschiedliche Faktoren dazu bei, warum die Schweizer überhaupt online einkaufen. Interessant dabei: Haben die Schweizer ähnliche Beweggründe wie zum Beispiel die Briten, um ihre Erledigungen und Einkäufe online zu tätigen? Welche Faktoren dazu beitragen, dass die Menschen aus der Schweiz inzwischen lieber online einkaufen, verrät der E-Commerce Report 2022.

Ein Blick auf die britischen Onlineshopper

Schweizer und Briten unterscheiden sich in vielen Punkten, auch in Bezug auf das Onlineshopping. Die Schweizer kaufen mit rund 87 Prozent noch häufiger online ein als die Briten, von denen nur rund 83 Prozent angeben, online zu shoppen.

Dabei geben die Briten ihr Geld vor allem für Kleidung aus, wohingegen Fashion in der Schweiz durch den Bereich Elektronik übertrumpft wird.

Der britische Markt gehört zu den Top 5 auf der ganzen Welt, die Wachstumstendenzen werden dort im zweistelligen Bereich angegeben.

Doch nicht nur das Kaufverhalten der Briten unterscheidet sich von dem der Schweizer. Seit dem Brexit spielt das Thema Zoll dort wieder eine Rolle und damit genau das Thema, das ab 1. Januar 2024 in der Schweiz unerheblich sein wird.

Damit werden die Produkte verteuert und Kunden aus dem Ausland werden seltener in britischen Onlineshops einkaufen. Zugleich müssen die britischen Käufer damit rechnen, dass ihre gewünschten Produkte preislich zulegen. Nachdem bereits in der Schweiz zahlreiche und vor allem umfassende Fulfillmentlösungen für den Internethandel angeboten werden, dürfte die Nachfrage nach solchen Lösungen nun auch in Großbritannien ansteigen.

Schweizer und Briten unterscheiden sich in vielen Punkten, auch in Bezug auf das Onlineshopping. (Foto: Adobe Stock-Yuliia)

Schweizer und Briten unterscheiden sich in vielen Punkten, auch in Bezug auf das Onlineshopping. (Foto: Adobe Stock-Yuliia)


Die Schweizer müssen nur wenig überzeugt werden

Der Key Market Development Manager für die Schweiz bei Asendia, sagte kürzlich: „Es ist nur wenig Überzeugungsarbeit nötig, um Schweizer Onlineshopper zum Kauf in ausländischen Shops zu animieren.“ Wie recht er damit hat, zeigt sich in Umfragen und Analysen, die unter anderem im E-Commerce-Report 2022 nachzulesen sind. Die Schweizer kaufen nicht nur regional oder landesweit ein, sondern nutzen gern die auch in Deutschland bevorzugten Plattformen Amazon und Zalando. Gleichzeitig stellt sich aber auch ricardo.ch als wichtige Anlaufstelle für die gewünschten Einkäufe dar.

Ein Produkt aus einem bestimmten Bereich ist zum Beispiel in Deutschland oder Frankreich günstiger? Dann kommt wieder der Wunsch der Schweizer nach einem niedrigen Gesamtpreis zum Tragen. Dennoch lassen sie eine gewisse Vorsicht walten und setzen beispielsweise beim Bezahlen vorrangig auf als sicher eingestufte Zahlweisen. Wie die Deutschen auch brechen die Schweizer Onlineshopper einen Kaufvorgang im Ernstfall lieber ab, als eine Zahlungsmethode zu wählen, der sie nicht vertrauen.

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