Königliche Bodegas Ibericas in Herborn: lecker Reina de Castilla, Verdejo

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Kennen Sie den Reina de Castilla, Verdejo, 2012? Nicht? Dann sollten Sie das ändern. Meine Begeisterung für die Bodegas Ibericas – Spaniens und Portugals Weinkeller – lässt mich auch fern von Mainz im hessischen Herborn an der Dill nicht locker. Als ich dort kürzlich durch die Innenstadt flanierte, holten mich die Bodegas Ibericas wieder ein und ich wagte den Besuch in der dort vorgefundenen Weinhandlung „Der Korkenzieher“. Wen ich dort traf? Die Königin von Kastilien! Aber gleich mehr davon.

Die Reina de Castilla: ein Verdejo, eingefangen in Herborn

Das ist ein anspruchsvoller Name für einen Wein: Königin von Kastilien. Und vor allem wenn man bedenkt, welche Königin nur gemeint sein kann – keine geringere als Isabella, die sich als führende Kraft sowohl bei der Entdeckung Amerikas durch Columbus, als auch bei der Reconquista, der Rückeroberung des maurischen Spaniens hervorgetan hatte. Nach ihrer Heirat mit Ferdinand gewann sie, die bereits Königin von Kastilien und Leon war, auch noch das Königreich Aragon, und fühlte sich mächtig genug, Spanien zum katholischen Glauben zurückzuführen. Nach den fast dreißigjärigen Bemühungen gelang es ihr schließlich.

Die Rueda: 1.000 Jahre königliche Bodegas

Einen langen Atem hat auch das Weinbaugebiet der Rueda, die auf eine über 1000-jährige Weinbautradition zurückblicken kann. Das erste Schutzgesetz für den Wein wurde dort 1472 erlassen; es verbot den Bauern Ziegen in die Nähe der Weinberge kommen zu lassen.

Im 17. Jahrhundert waren die dort produzierten Weissweine unter dem Namen Tierra de Medina besonders geschätzt, so dass sich die Königsfamilie jährlich ein Kontingent reservieren ließ. Schon damals war die in der Rueda hauptsächlich angebaute Rebsorte der Verdejo (Namensbedeutung: „Grünlicher“), also eine autochthone Rebe.

Die „Königin von Kastlilien“ ist also eine durch und durch „Eingeborene“, die in dem Städtchen La Seca zu Hause ist, einem winzigen Ort mit knapp über 1000 Einwohnern. In den wichtigsten Dörfern La Seca, Rueda und Serrada stehen ca. 13000 ha unter Reben. Die typischen kieshaltigen Böden des Gebiets lassen, wie in Spanien üblich, nur geringe Erträge zu, bringen aber eine stark mineralische Note in den Wein.

Mindestens 14 Bodegas Ibericas sind für allein La Seca gelistet, allesamt größere und moderne Betriebe, mit neuen, fast futuristisch anmutenden Kelterhäusern, aber auch im traditionellen Gewand. Touristisch ist die Gegend hervorragend erschlossen und man findet gefällige gastronomische und Beherbergungsbetriebe sowie natürlich Angebote des Önotourismus.
Die bergige Landschaft in der Rueda, in der sich manche Weinberge bis zu 900 m Höhe aufschwingen, hält die Temperaturen angenehm kühl, und sorgt damit für eine gewisse Eigenart des Charakters der Weine.

Jeder weiße Rueda muss mindestens 60% Verdejo enthalten. Die Reina de Castilla enthält allerdings 100% Verdejo, wie die Bodega versichert. Der Weinberg der Bodega befindet sich auf 750 m Höhe. Es wird ebenfalls – wegen der Kühle – nachts gelesen. Auch die Mazeration wird so kühl wie möglich durchgeführt; die Vergärung – ebenfalls bei möglichst kühlen Temperaturen – dauert für gewöhnlich 15 bis 16 Tage, und damit deutlich länger als gewöhnlich. In der Bodega kommt man ohne Eichenfass aus. Bei 1,5 g/l Restzucker und 5,4 g/l Gesamtsäure erreicht der Verdejo aus La Seca 13 % Volumenalkohol.

Die Weinstöcke der Bodega haben ein Alter von rund 20 Jahren. Es werden etwa 20.000 hl Most geerntet. Seit 2009 wird auf diverse Medaillen aus allen denkbaren Edelmetallen aus Deutschland, Kanada, Belgien, Frankreich und natürlich Spanien hingewiesen.

Probenbericht zum Reina de Castilla:

  • Farbe: strohgelb mit grünen Reflexen
  • Bukett: Aprikose- und Orangenaromen, leicht hefig
  • Geschmack: harmonisch, mit sehr dezenter Säure, nussig im sehr langen Abgang, leicht moussierend auf der Zunge

Auch mit Kunststoffkorken und ohne Holzfasseinsatz ein interessanter und angenehmer Wein, der sehr gut als Aperitiv aber auch zu gegrilltem Fisch oder gebackenen Meeresfrüchten und vielen Käsesorten passt. Der Preis 6,90 € in der Bodega, 11,50 € dann beim Weinhändler Thomas Leder um die Ecke (Der Korkenzieher). Ich habe mir dazu einen Spinat Gratin gegönnt.

Korkenzieher Herborn Wein und Feinkost

Wo der Weinhändler sein Kontor hat? Das will ich gerne verraten: Thomas Leder finden Sie in der Bahnhofstraße 18 in 35745 Herborn ist es, cirka 60 Meter von der Brücke über die Dill entfernt. Wer vorher mal bei ihm anklingeln möchte, gerne: 02772/42236. Die Öffnungszeiten sind von Dienstags bis Freitags von 11:00 bis 18:00 Uhr. Samstags dann nur bis halb zwo.


Bildnachweis: © morguefile.com – MaxStraeten

Über den Autor

Hans-Jürgen Schwarzer leitet die Content-Marketing-Agentur schwarzer.de software + internet gmbh. Als Unternehmer und Verleger in Personalunion wie auch als leidenschaftlicher Blogger, Gourmet, und Gourmand gehört er zu den Hauptautoren von mainz-schmecker.de. Innerhalb seiner breiten Palette an Themen liegen dem Mainzer Lokalpatrioten herausragende kulinarische Erlebnisse besonders am Herzen.

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